Rising Hell
I'll be back... - Druckversion

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I'll be back... - Castiel - 18.05.2025

Castiel stand da. Nicht erst seit ein paar Minuten. Wahrscheinlich auch nicht nur eine Stunde. Es war schwer zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit er sich an den Rand der Auffahrt gestellt hatte – nicht nah genug, um wirklich vor der Tür zu stehen, aber auch nicht weit genug, um sich einreden zu können, er wäre nur zufällig hier. Seine Schultern hingen leicht, sein Blick war auf die Veranda gerichtet, wo seit Ewigkeiten nichts passiert war. Die Hände baumelten unsicher neben seinen Hüften, als wüssten sie selbst nicht, ob sie etwas halten sollten oder einfach still bleiben müssten. Er trug, wie immer, den beigen Trenchcoat, darunter den dunklen Anzug mit der schiefen Krawatte. Ein Outfit, das an ein früheres Leben erinnerte – eines, das er inzwischen nicht mehr ganz verstand, aber trotzdem nicht loswurde.

Er hätte klopfen können. Oder zumindest näher an die Tür gehen. Aber da war diese Sache mit dem „persönlichen Freiraum“. Dean hatte das mal gesagt. In einem Moment, den Castiel nicht ganz einordnen konnte. Damals hatte es bedeutet, dass Menschen Raum brauchten – Abstand, Zeit, Ruhe. Vielleicht bedeutete es das immer noch. Vielleicht bedeutete es aber auch, dass er unerwünscht war. Er war verschwunden. Wieder einmal. Und diesmal länger als sonst. Ohne Erklärung, ohne Abschied. Es hatte Gründe gegeben, natürlich. Es gab immer Gründe. Aber keine, die Dean je gehört hatte. Castiel hatte gehofft, dass ihn niemand bemerken würde. Dass vielleicht der Moment einfach von selbst käme – ein Zufall, der die Begegnung erleichtern würde. Doch Zufälle funktionierten nicht so. Und so stand er da, unbeweglich, fast wie eine Statue im Schatten des Hauses.

Dann ging die Tür auf. Dean trat hinaus, eine Leine in der Hand. Der Hund, den Castiel nicht kannte – trottete brav neben ihm her, bis beide auf der kleinen Veranda standen. Dean sah ihn sofort. Natürlich. Castiel hatte nie gelernt, unauffällig zu sein. Ihre Blicke trafen sich. Für einen Moment geschah nichts. Kein Wort. Kein Schritt. Kein Ausdruck im Gesicht des anderen, den Castiel klar deuten konnte. Er wusste nicht, ob Dean überrascht war. Oder verärgert. Oder... froh? Hoffnung war eine gefährliche Sache. Castiel öffnete den Mund, aber die Worte kamen nicht sofort. Er war nicht gut mit Begrüßungen. Oder Erklärungen. Oder mit all dem dazwischen. „Hallo, Dean.“ Es war leise, fast unbeholfen. Fast entschuldigend. Als hätte er das Recht verloren, überhaupt zu sprechen.
Castiel senkte leicht den Blick, dann hob er ihn wieder. Seine Stimme war ruhig, aber irgendwo darin lag der Versuch, ehrlich zu sein – so ehrlich, wie jemand sein konnte, der nicht wusste, wie man mit Enttäuschungen umging. „Ich... war unterwegs. Länger, als geplant.“ Eine Pause. „Ich dachte, vielleicht... sollte ich nicht einfach anklopfen. Wegen... des Freiraums.“

Er sah den Hund an. Dann wieder zu Dean. „Er gehört dir?“ Es war keine Ausrede, keine Ablenkung – nur eine ehrliche Frage, gestellt in der Art, wie Castiel sie stellte: direkt, mit einem Hauch von Unsicherheit. Der Hund musterte ihn aufmerksam, bellte nicht. Vielleicht war das ein gutes Zeichen. Vielleicht auch nicht. Castiel blieb stehen, regungslos, als würde jede Bewegung die Spannung nur verstärken. Er wartete. Auf eine Reaktion. Auf ein Zeichen. Vielleicht sogar auf Vergebung. Aber vor allem wartete er darauf, zu erfahren, ob er noch dazugehört – oder längst zu jemandem geworden war, den man lieber aus der Ferne sieht.